Bericht über eine Deutz „F -1- 514“ Restauration

Am 12 .09.2010 besuchte ich mit meinem Traktor „Deutz F 1/514“ in Stadtoldendorf den historischen Feldbahntag und stellte ihn zu den schon ausgestellten anderen Oldtimertraktoren.

 

Beim Kaffeetrinken sprach mich ein Besucher an und teilte mir mit, daß er auch schon einige Jahre einen „F 1“ ,Baujahr 1951 besitze, jedoch aus Zeitgründen nicht zum Restaurieren komme. Er sei am Überlegen, ob er den Traktor evtl. verkaufe. Da ich auf der Suche nach einem Teileträger für meinen war, bekundete ich Kaufinteresse. Wir wurden uns handelseinig und verabredeten uns auf den nächsten Nachmittag, Montag, den 13.09. in Derental (Krs. Holzminden), wo er wohnt.

 

Am Montagmorgen, 11.00 h., beim Reparieren eines Rasenmähers für einen Nachbarn erlitt ich einen harten Schicksalsschlag -siehe erstes Foto-. Mit dem rechten Mittelfinger geriet ich in das Schneidwerk, wobei das erste Glied des Fingers abgetrennt wurde. Nach der erforderlichen Wundversorgung im Krankenhaus Holzminden war ich um 13.00 Uhr wieder zu Haus.

Da ich den Traktor aber unbedingt haben wollte und ihn mir keiner vor der Nase wegkaufen sollte, setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Derental. Die örtliche Betäubung ließ mich die einsetzenden Schmerzen aushalten.      

 

Beim Verkäufer gut angekommen, wurde der Traktor begutachtet.

Nach kurzem Vorglühen sprang er sofort an und es wurde auf einem Feldweg eine kleine Probefahrt durchgeführt, die zu meiner Zufriedenheit verlief. Da der Deutz ja nur als Teileträger verwendet werden sollte, kaufte ich ihn.

Ca. eine Woche später wurde er aus Derental abgeholt. Da ich aufgrund meiner Verletzung noch nicht mit der Restaurierung beginnen konnte, wurde er erst mal in der Scheune abgestellt.

Das war sein großes Glück !

Oldtimerfreunden, denen ich Fotos zeigte, sagten: „So ein altes Schätzchen muß erhalten bleiben, das darfst Du nicht schlachten“.               Je mehr ich darüber nachdachte, mußte ich ihnen Recht geben.

 

Zum Leidwesen meiner Frau, die meinte, zwei Traktoren, die ich schon hatte, seien genug, begann ich dann im Januar 2011 mit der Restauration (muß hinzufügen, daß ich vorher schon 5 „Deutzens“ restauriert hatte). Habe ihr hoch und heilig versprechen müssen, daß dies nun der letzte sei. 

An dieser Stelle muß ich meinen Bekannten „Walter“ vorstellen. Er hatte mir bei vielen Schwierigkeiten der erwähnten Restaurationen geholfen. Er kann alles, was Traktoren anbelangt. Mein Motto heißt : Man muß nicht alles selbst können, man muß nur einen kennen, der es kann. Später davon mehr.

Als erstes entfernte ich alle Blechteile.  Beulen und Dellen wurden entfernt.“   Die Risse wurden autogen geschweißt.

Bei Durchrostungen (Kotflügel) wurden neue Passbleche angefertigt, eingeschweißt und anschließend die Nähte geschliffen.

 

 Danach brachte ich die Teile zum Sandstrahlen.

Nun ging es mit der Demontage weiter. Der gesamte marode Kabelbaum wurde der Abfallbeseitigung zugeführt.

Alle E-Teile : Lampen, Rückstrahler, Ralais, Anlaßschalter usw. , so gesehen die ganze Elektrik, wurde erneuert.  Ein  neuer Kabelbaum wurde von Walter angefertigt. Er übernahm später auch die gesamte Verkabelung an dem Traktor.

Anlasser und Lichtmaschine ließ ich von einem KFZ-Elektriker generalüberholen. Seine Andresse gebe ich bei Bedarf gern weiter.

Von mir wurden Getriebe, Achstrichter, Kupplungsglocke und Vorderachse vom alten Lack befreit. Danach grundiert und anschließend mit der Deutzfarbe „Grün RAL 2002“ gestrichen. Sieht fast aus wie gespritzt.

Danach erneuerte ich die Hinterachslager, Zapfwellenlager und alle Simmerringe.

 

Als nächstes bekamen die Bremsen neue Beläge. Die alten sahen zwar noch gut aus -siehe Bild-, aber leider waren sie verglast. 

Nach diesen Arbeiten trennte ich den Traktor in zwei Teile und baute anschließend vom Motor den Vorderachslagerbock ab, danach davon die Vorderachse.

Den Motor brachte ich zur Generalüberholung zu Walter in seine Werkstatt.

Er zerlegte ihn in seine Einzelteile, dabei trat zu Tage, womit ich beim besten Willen nicht gerechnet hatte.

Kurbelwelle, Pleuellager, Zylinder, Kolben, Ventile und Zylinderkopf, man kann sagen, das gesamte Innenleben war Schrott. Nun hatte ich das Maleur. Aber ein Zurück gab es nicht mehr, denn der hintere Teil des Deutz war ja inzwischen fast fertig restauriert. Es blieb mir nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und weiterzumachen.

 

Die erwähnten und noch so manche anderen Teile  mußten erneuert, bzw. durch gut erhaltene gebrauchte ausgetauscht werden.

Zwischenzeitlich waren die Blechteile sandgestrahlt. Ich kann die Firma „RELA“, in 37671 Höxter/Ottbergen, Am Lintrott 18, Tel. 05275/95197 sehr empfehlen, schnell, preisgünstig und gut. Ich habe die Adresse preisgegeben, weil ich sehr zufrieden war, Preis und Leistung waren in Ordnung.

Alle Teile wurden grundiert und dann mit der Deutzfarbe mit einer Schaumstoffrolle aus dem Baumarkt mehrfach gerollt. Die Farbe habe ich vorher mit Terpentinersatz etwas verdünnt, damit sie sich leichter rollen ließ.

 

Dann begann ich mit dem Zusammenbau des Heckteiles und transportierte es mit meinem „F 2-612“ in die Garage.

Zwischenzeitlich hatte Walter die erforderlichen Motorersatzteile besorgt. Die Kurbelwelle und Lagerschalen hat er bei der Fa. Heise in Höxter schleifen lassen und alles zusammengebaut.

 

Den Motor montierte ich mit Hilfe eines kleinen Spezialkrans von Walter an die Kupplungsglocke.

Die schwierigsten Arbeiten waren damit getan. Als nächstes wurde der Lagerbock und danach die Vorderachse wieder angebaut. Walter hatte natürlich die Achsschenkel neu ausgebuchst.

So nahm der Deutz so langsam wieder Form an und wurde zum Einbau des neuen Kabelbaums und der Elektroteile in Walters Werkstatt überführt.

 

 

Walter und ich bei der Begutachtung der neu installierten Elektrik. Er steht vor und ich sitze auf dem Traktor.

Zwischen den einzelnen Arbeitsabschnitten, die einige Monate dauerten, brachte ich das Verdeck wieder auf Vordermann.

Der Herr und Meister bei der Arbeit. Man achte auf die Sicherheitsschuhe !

Nach Fertigstellung des Daches wurde es montiert.

Wohl dem, der am Haus ein mit Stahlträgern gebautes Überdach besitzt. Erstens, man sitzt immer im Trockenen und  zweitens kann man an einen der Träger einen Flaschenzug hängen.

Zum Schluß wurden die Haube und andere Kleinteile, z.B. Radio angebaut und endlich war der Deutz „F1-514“, Bj.1951, im Mai 2013 fertig.

 

TÜV und Anmeldung waren nur noch Formsache.

 

 

 

Ob ich wohl mein gegebenes

Versprechen halten kann

und keinen Traktor

mehr restauriere ?

 

 

Willi Rieke

Restaurations-Galerie